Vergnügliche Politpoesie. Gereimte Betrachtungen politischer Normalitäten.
Über Sprache
In dem Land der Dichter, Denker,
Geldverdiener und der Bänker
können viele nicht mehr lesen.
Ein Zustand, der nie dagewesen.
Wir orientieren uns nach unten,
nicht an Bildung und Kultur.
Deshalb ist es auch kein Unken,
sondern eher eine Zäsur.
Sprache formt das, was wir sehen,
Sprache prägt, wohin wir gehen,
Sprache drückt aus, was wir denken,
Sprache darf uns nicht beschränken.
Sprache zeigt, was sich verbarg.
Sprache macht uns frei und stark.
Richtig und falsch
Immer sind es die anderen,
die alles falsch machen,
und schon immer waren es die anderen,
die schon früher alles falsch gemacht haben.
Und immer sind es die anderen,
die auch in Zukunft
alles falsch machen werden.
Die anderen: Immer. Alles. Falsch.
Wir: Fast immer. Alles. Richtig.
Männlich und weiblich
Gleichwertig und andersartig
Es war nie mein Ziel gleich sein zu wollen.
Ich wollte schöpfen aus dem vollen
Reservoir, so wie ich bin.
Darin sehe ich den größten Gewinn.
Gleich und gleichwertig sind zwei Paar Schuh.
Der gegenseitige Respekt fehlt geradezu
überall – auch bei jenen, die ich ungleich find.
Weil sie gleich sein wollen und nicht, wie sie sind.
Andersartig und gleichwertig ist meine Idee.
Nicht eine Sicht loben über den grünen Klee.
Das Anderssein als berechtigt schätzen
und sich damit auseinandersetzen.
Gute Gründe, warum alles besser wird
Ein plötzliches Ereignis muss kein Zustand werden.
Es darf wachrütteln und zum Nachdenken anregen.
Ich kann daran glauben, dass positive Veränderungen sehr schnell kommen.
Alles, was auf den ersten Blick positiv aussieht,
kann auf den zweiten Blick negativ sind – und umgekehrt.
Optimismus ist kein Zustand,
sondern ein ständiger innerer Prozess der Ausrichtung auf Gedanken,
die optimistisch stimmen.
Über die Wahrheit
Wahrheit stirbt als erstes und währt am längsten.
Wegweiser
Kommt die Wahrheit immer ans Licht?
Viele Betrüger glauben das nicht.
Ich sehe, wie die Wahrheit Fäden spinnt,
Netze enger werden, sich Beute verfängt,
weil Wahrheit letztlich dann doch gewinnt.
Ist Freiheit nicht ein Menschenrecht?
Das jeder Mensch hat, mit jedem Geschlecht?
Das niemand verleihen, nur nehmen kann.
Liebe zur Freiheit treibt die Menschen an.
Gemeinschaft ist eine verbindende Kraft,
eine, die gemeinsam alles schafft.
Einen Wassertropfen zum Meer werden lässt.
Gemeinschaft trägt, weich und felsenfest.
Wahrheit weist den Weg.
Freiheit treibt an.
Gemeinschaft trägt.
Wahrheit wirkt
Manchmal denkt man,
es sind die schweren Auseinandersetzungen,
die langen Gespräche,
die dicken Bücher,
die beeindruckenden Filme,
die es braucht.
Oft ist es nur ein Satz.
Kippmomente
Durch kleine Ereignisse
dreht sich die Sicht um 180 Grad.
Und umgekehrt:
Bisher abgelehnte Leute und Ideen
werden plötzlich interessant.
Mit Fehlern leben können
Wie oft wurd ich vom Leben
im Nachhinein belehrt,
hab ich, bei aller Sorgfalt,
die falschen Leut verehrt.
Das, was ich daraus lernte,
ist einfach und ganz schlicht:
Was ich daraus gelernt hab,
wusste ich vorher nicht.
Die poetische Hofnärrin über sich selbst
Wir sind oft geblendet von dem, was geschieht.
Ich singe von Grundlegendem ein Lied,
von Gedanken, die zu Ereignissen führen,
und Werten, von denen die Taten herrühren.
Nicht Klage ist in meinem Sinn.
Im Beschreiben sehe ich den Gewinn.
Manche Dinge muss man nur einmal lesen,
um zu wissen: Der Kaiser ist nackt gewesen.
Ich lasse den Kaiser nicht nackt dastehen,
biete einen Mantel an, um dem zu entgehen.
Der Mantel ist eine Idee von mir,
mit der ich Alternativen assoziier.
So sehe ich die Hofnärrin,
die auf den Kaiser schaut,
Betrachtungen in Reime und Verse einbaut,
kurz und vergnüglich, so hoffe ich.
Was daraus entsteht, bestimmt jeder für sich.
Auszüge aus dem Büchlein: Die poetische Hofnärrin – über Streitkultur, Arbeit und Leistungsgesellschaft, über Gott und die Welt
Die poetische Hofnärrin – Hardcover, 80 Seiten ISBN 978-3-7115-7635-4 – auch als E-Book erhältlich.
