Werden wir bald alle weniger arbeiten?
Viele Jahre begleitete ich Menschen durch berufliche Veränderungen. Immer wieder begegnete mir die Suche nach Balance zwischen Arbeit und Leben. In zwei Gedichten spüre ich dem Spannungsfeld nach, zwischen dem Druck, Leistung zu erbringen, und der Sorge, durch KI überflüssig zu werden.

Hamsterrad
Es ist ein altes Symbol für Stress,
das Hamsterrad im Business.
Lebt ein Kleintier eingesperrt,
kriegts zum Spaß und als Konzert
ein Laufrad als Bewegungsspiel.
Sinnlose Bemühung und davon viel.
Wir wissen nicht, wie das Hamster ertragen,
sich ständig nutzlos abzuplagen.
Man sagt, dass sie sehr gern viel fressen.
Weil sie ihr Schicksal dann vergessen?
Sie hamstern alle möglichen Sachen,
und sterben früh, egal, was sie machen.
Es sieht so aus, als wär das Symbol,
des Hamsterrads gar nicht so hohl.
Alltägliche Unzufriedenheit
Jeder Fünfte ist nicht zufrieden,
mit der Arbeit, die er tut.
Nur für den Wechsel in was Besseres,
fehlt den meisten einfach Mut.
Was wäre besser, ist die Frage,
mehr Geld, mehr Zeit, mehr Sicherheit?
Darauf gibts nicht nur eine Antwort.
Es gibt auch Stress und Sinnlosigkeit.
Der Konflikt wird übergangen,
denn schon droht neues Ungemach.
Die KI kann Arbeit machen,
die den Menschen nicht entsprach.
Nur: wovon sollen die Leute leben?
Ist die Frage, die dann bleibt.
Besser EIN Job als gar keiner,
lieber Stress als Zeitvertreib?
Wie steht eigentlich die Sache?
Haben wir zu wenig Leute oder zu viel?
Sollen wir alle was ganz anderes machen?
Und was könnt‘ das sein, das mir gefiel?
Sollen Menschen die KI bedienen,
oder geht sie ihnen zur Hand?
Wird sie hiesige Menschen ersetzen
brauchen wir neue aus ’nem anderen Land?
Die Frage lässt sich nicht rechnerisch lösen,
weil Arbeit Freude machen muss.
Interessen und Talente lenken Taten,
nicht ein notgedrungener Entschluss.
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die einen tun das, was sie weiterhin zwingt.
Die anderen tun etwas, was sie lieben,
und im besten Fall auch anderen was bringt.
(c) thuer-auf.de – 8.12.2024 – Auszug aus dem Buch „Die poetische Hofnärrin“