Ein Zusammenfassung des Buches, das ich gerade fertiggestellt habe. Es lädt ein, den lauten Puls des Reisens zu hinterfragen und sich auf eine stille andere Art des Reisens zu begeben.
Ionische Tage – eine Reise, die nachklingt
Vor der Abreise war ich hin- und hergerissen. Das Meer lockte, das Licht, das Versprechen von Süden – und doch gab es auch die seit Woche andauernde Hitzewelle, die Mühsal des Unterwegsseins. Flughäfen machen mich müde und trotzdem stand ich wieder da, im Gedränge und zwischen Anzeigetafeln, die sich ständig ändern. Dann die Begegnung mit einem Mann im hellbraunen Anzug, dem ich meinen Sitzplatz anbot und der mir zuraunte, er habe Krebs, „leider final“. Ein kurzer Moment, der alles verschob: Wohin will ich eigentlich, wenn ich doch so gerne dort bin, wo ich bin?
Die Insel, auf der ich strandete, war zu klein für den großen Tourismus und zu idyllisch, um von ihm vergessen zu werden. Sie bot ein Fischerdorf, das abends von Bootsbesuchern überrannt wurde und kaum zu Atem kam. Und doch: Dieser Balkon, von dem aus ich das Meer sah, das Café, in dem ich in das Leben eintauchte, die Natur, die ich beobachtete, zeigte die stille Fülle, die sich nur zu erkennen gibt, wenn man nichts tut.
Wie Penelope wartete ich. Mein Mann segelte hinaus, ich blieb zurück. Aber mein Warten war kein Ausharren, sondern ein Entwirren der eigenen Gedanken.
Im Dorf saßen Frauen an schmalen Webstühlen. Sie boten mir Leinentücher an, handgewebt, schlicht. Ich sah mehr als Stoff: eine Entscheidung gegen die Flüchtigkeit, die ringsum herrschte. In den Cafés Männer mit Ouzo, ein Wirt, der auf dem Motorroller ein Tablett mit Kaffee auslieferte. Hier war nichts für Touristen geschönt, und gerade das rührte mich an.
Doch der Gegensatz blieb. Abends drängten Yachten in die kleine Bucht, größer als Fähren. Dicht an dicht lagen sie im Hafen, wie Wohnmobile. Einheimische sprachen vom Kampf um Preise, von Behörden und Mühen. Ich fragte mich: Sind wir Touristen nicht wie Heuschrecken? Kahlfresser, die bleiben, bis nichts mehr übrig ist?
Vielleicht war es das, was mich an Griechenland so tief berührte: dass unter aller Gegenwart die Ursprünge der alten Mythen spürbar bleiben. Dieses Land trägt etwas in sich, das älter ist als wir, und gerade in der Hitze und der Unbeweglichkeit offenbarte es sich deutlich.
Nichts geschah und gleichzeitig änderte sich viel. Erst nach der Rückkehr zeigte sich, was diese Tage in mir bewegt hatten: eine Haltung, die meine Skepsis gegenüber dem Massentourismus nicht leugnet, sondern verwandelt – und mir zugleich erklärt, warum ich trotzdem gerne unterwegs bin.
Das Eigentliche
Das Eigentliche
erschließt sich
als Resonanz
zwischen mir
und dem Erlebten.
Ein Gefühl
ohne Namen,
ein Nachhall,
der vergeht
und doch bleibt.
In mir entstanden,
als Echo
des Ursprünglichen.
IONISCHE TAGE – eine Reise, die nachklingt. Eine Reiseerzählung als Kindle E-Book 4,99 EUR – ab September 2025 auch als Taschenbuch erhältlich.