Was die Lektorin sagt

Lektorin sitzt an einem Schreibtisch und korrigiert ein Manuskript.

Was die Lektorin sagt

Wie ich drauf kam, ich kanns nicht erklären,
es sollte jemand Fachkundiges sein,
der meine Texte mal anschaut und mir
Rückmeldung gibt, ganz allgemein.

Ob ich ein Writing Prompt habe,
oder den Plotpoint benennen kann.
Oder den Einschnitt in der Mitte der Handlung,
also den Midpoint bereits entspann.

Sie fragt mich nach meiner Methode,
ob ich Plotter oder Pantser bin.
„Ich schreib nach Gefühl,“ sag ich,
„Das führt dich nirgendwohin!“

„Wenn ich nicht character– oder plot-driven schreibe,
ob ich dann eine Own-Voice-Autor-In bin?“
„Ich schreib über Wandlungen und Leute,
darin sehe ich den größten Gewinn.“

„Willst du nicht nur über dich selbst berichten,
gibts Sensitivity Reader, sie erzählen dir gern,
welche Erfahrungen sie gemacht haben –
und so kommst du leichter zum Kern.“

„Und bei der Entwicklung deiner Figuren,
solltest du nicht zu authentisch sein.
Sie larger than life anzulegen,
Das muss wirklich unbedingt sein!“

Dann rät sie noch den Cast gut zu kennen,
und immer der Figuren want und need.
„So verkaufen sich Bücher“ –
sie ist die Expertin auf ihrem Gebiet.

Und dann geh ich und frage mich befremdet,
wie eine Branche, bei der sich‘s um Sprache dreht,
Worte wählt und sich dermaßen ausdrückt,
dass man die Leute kaum noch versteht.

Kann man so sprechen und trotzdem gut schreiben?
Oder ist das gar nicht das Ziel?
Ich schreibe aus Liebe zur Sprache –
und das, was ich selbst gerne lesen will.

So bin ich nun schlauer geworden.
Und hab Angst, dass ich bald resignier;
meine eigenen Texte verstecke und
und die Freude am Schreiben verlier.