Hier ein kleines Sprachquiz für Zwischendurch
Die Art und Weise, wie wir sprechen, kann unsere Weltsicht verändern. Deshalb ist eine genaue Ausdrucksweise wichtig. Menschen in anderen Kulturen beschreiben die Welt anders, das ist bekannt. So brauchen Menschen in gemäßigten Breitengraden keine dreißig unterschiedlichen Wörter für Schnee. Wenn es viele Wörter für eine Sache gibt, reflektiert das auch die Wahrnehmung der Menschen innerhalb einer Kultur.
Denn unsere Worte lenken die Aufmerksamkeit. Man weiß, dass schon kleine und sehr feine Unterschiede in der Wortwahl oder der Satzstellung das Denken eines Menschen in unterschiedliche Richtungen lenken können. Ein allseits bekanntes Beispiel dafür sind Warum-Fragen und Wie-Fragen.
Die folgenden Beispiele mögen noch etwas mehr verdeutlichen, wie Sprache inneres Erleben spiegelt:
Sprachquiz
Welche Antwort ist richtig?
- Ich mache mir etwas bewusst
- Es wird mir etwas bewusst
Antwort zwei ist richtig. Wenn ich die Aufmerksamkeit auf meine Gefühle und Gedanken lenke, werden sie mir bewusst. Ich muss garnichts machen.
und weiter geht’s:
- Wirklichkeit entsteht
- Wir bewirken etwas
Beide Antworten sind richtig. Wir bewirken etwas mit unseren Gedanken und Absichten und dann entsteht Wirklichkeit.
und noch eine Frage:
Hat Fügung möglicherweise etwas mit „sich fügen“ zu tun?
Kann man so sehen. Ich füge mich in den Willen meiner Seele und daraus ergeben sich glückliche Fügungen.
nächste Frage:
Gibt es einen Unterschied zwischen dem Wort „Erlebnis“ und „Erfahrung“?
Tendenziell löst „Erfahrung“ mehr die Assoziation „fahren“ aus, also schnell drüber weggehen. Bei einem „Erlebnis“ lasse ich eine Begebenheit tief ins Leben hinein.
letzte Frage:
Ist Nichtstun etwas anderes als nichts tun?
Es kommt auf die Energie hinter dem Wort an. Faulheit und Nichtstun sind zwei ganz unterschiedliche Energien. Trägheit zieht herunter. Nichtstun erhebt.
Fazit
Die deutsche Sprache ist außergewöhnlich präzise und vielfältig, was die Beschreibung innerer Denkvorgänge betrifft. Es ist ein Schatz, aus dem wir schöpfen dürfen und das wertvolle kulturelle Erbe des Landes der Dichter und Denker, von Goethe, Schiller, Hegel, Habermas und Brecht. Wir müssen uns dieses kulturelle Erbe bewusstwerden lassen, damit es uns erhalten bleibt.
Und hier eine letzte Anmerkung: Über das kulturelle Erbe des Landes der Dichterinnen und Denkerinnen wird es einen eigenen Beitrag geben.
Margit Thürauf © 15.06.2023