Kapitel 4 – BERUFLICH NEU ANFANGEN – und es sich möglichst leicht machen
Wie wird es finanziell weitergehen?
Das Geldthema ist ein sehr emotionales Thema, obwohl es immer so rational behandelt wird. Und es hat viel mit „es sich schön machen“ und „wohlfühlen“ zu tun. Allerdings wird dieser Aspekt praktisch immer als Folge von viel Geld gesehen und oft quasi als die Voraussetzung, um es sich schön machen zu können und sich wohlfühlen zu können.
Sie merken schon an meiner Formulierung: Das kann man auch anders sehen.
Wenn die Arbeit selbst glücklich macht, braucht man auch nicht mehr so viele Glücklichmachgüter, die man von dem verdienten Geld kaufen möchte. Wenn ich mich in meiner Arbeit verwirklichen kann, brauche ich nicht mehr so viel Anerkennung von außen. Wenn ich auf mein Gefühl vertrauen kann, muss ich meine Sicherheit nicht allein auf Geld aufbauen. Wir müssen nicht mehr so viele Mangelgefühle ausgleichen.
Sie haben sicher schon davon gehört, dass Lottogewinner nach einer bestimmten Zeit wieder in ihren vorherigen Zustand zurücksacken. Sozusagen ein Jo-Jo-Effekt beim Wohlstandsgefühl.
Ich hatte mehrere Kunden, die nach einer kleinen Erbschaft einen beruflichen Neustart gewagt haben. Ganz besonders kann ich mich an eine Malerin erinnern, die ihren Beruf aufgab und nur noch malen wollte. Zwei Jahre lang lebte sie von ihrem Geld – doch es war schneller aufgebraucht, als sie gedacht hatte. Von der Malerei konnte sie da noch nicht leben. Ihr Durchbruch kam erst, als sie kein Geld mehr hatte, ihre Wohnung verlor und mit dem letzten Geld umziehen musste. Erst da war sie bereit, sich breiter aufzustellen, Malkurse anzubieten, eine Online-Plattform zur Vermarktung von Künstlerwerken der Region zu erstellen und dafür Provision zu nehmen und andere Künstler beim Verkauf ihrer Werke zu unterstützen.
Mit diesem Beispiel möchte ich nicht ausdrücken, man solle sich immer eher breiter aufstellen als alles auf eine Karte zu setzen. Ich möchte darauf hinweisen, solange Geld da war, hielt sie stur an ihrer Strategie fest und fing erst an, auch andere Gelegenheiten einzubeziehen, als sie kein Geld mehr hatte. Dieses Verhalten habe ich mehrfach beobachten können. Solange Geld da ist, bewegt sich nichts.
Dieses Beispiel verdeutlicht eine widersprüchlich erscheinende Sache: Einerseits muss man den Fokus auf sein Vorhaben halten und darf sich nicht schnell davon abbringen lassen. Andererseits sollte man immer offen bleiben. Den Unterschied merken Sie wieder an Ihrer Körperreaktion: Wenn Sie auf stur schalten, werden Sie starr. Wenn Sie offen bleiben, können Sie tief bis in den Bauch hinunter atmen.
Im Zustand der Sturheit werden alte Erfolgsrezepte fortgeführt, obwohl sie nicht mehr funktionieren. Und erst dann, wenn der Schuh wirklich drückt, beginnt ein Umdenken. „Wenn nicht so – wie dann?“
Es könnte leichter gehen: Wenn ein Vorhaben nicht so funktioniert, wie Sie es sich wünschen, schauen Sie sich nach anderen Möglichkeiten um, die mit Ihren Ressourcen möglich sind. Die Malerin kannte sich auch mit dem Erstellen von Webseiten aus. Sie hatte ihre eigenen Gemälde bereits in einem eigenen Onlineshop angeboten. Was lag da näher, als diese Seite auf andere auszuweiten und somit ein Problem vieler Künstler zu lösen, nämlich die Vermarktung ihrer Produkte. Ein Marktplatz macht die Konkurrenz nicht größer, er zieht mehr Käufer an und davon profitieren alle. Sie hatte die Fähigkeiten dazu. Andere haben andere Talente und deshalb sieht die Lösung für jede Situation anders aus. Nur eines ist gleich: Die Lösung liegt nicht in dem, was man nicht hat. Sie beginnt bei dem, was da ist.
Allerdings ist es schon so: Wenn man eine gewisse Dosis Geld gewohnt ist, glaubt man, diese Dosis zu benötigen. Das Problem und die Lösung sieht man dann immer im fehlenden Geld. Im Rückblick, wenn ein Problem gelöst ist, dann ist die Geldfrage lange nicht mehr so relevant wie aus der Startperspektive heraus.
Weil Herzenswünsche eine größere Kraft haben als rationale Überlegungen, wirkt sich das in einem größeren Durchhaltevermögen aus. Auf der langen Strecke kommt bei den Herzenswünschen einfach unter dem Strich mehr dabei heraus. Das Beispiel der Arzthelferin zeigt das sehr deutlich.
Sie ist eine Frau, die nicht von Anfang an von ihrer Naturheilpraxis leben musste, weil ihr Mann damals notfalls noch für die Miete aufkommen konnte. Nach seinem Tod musste sie allein zurechtkommen und blieb sich auch in dieser schlimmen Zeit treu. Es gab unerwartete Helfer, die ihr zwar keine Million schenkten, aber mit Rat und Tat weiter wussten. Sie war immer ein großzügiger Mensch. Wenn sich jemand aus ihrem Bekanntenkreis selbstständig gemacht hat, kaufte sie alle Weihnachtsgeschenke dort. Wenn jemand ein Buch schrieb, verschenkte sie diese Bücher. Ihre Großzügigkeit kam zu ihr zurück. Nicht, wie manche vielleicht denken, auf dem direkten und selben Weg. Aber durch andere Kanäle. Letztlich ist es doch egal, ob man eine Wohnung erbt oder günstig mieten kann. Hauptsache, man hat eine schöne Wohnung, kann sich einmal einen Urlaub leisten und eine Fortbildung und ab und zu alltägliche Sperenzchen.
Wir sind es so gewohnt: Einkommen kommt nur aus unserer Arbeit. Deshalb achten wir gar nicht auf all die anderen Einkommensmöglichkeiten, die es außerdem noch geben könnte. Sicher kennen auch Sie Menschen, die ein sehr großes und schönes Haus besitzen, das sie sich durch ihr Arbeitseinkommen niemals hätten leisten können. Da sind meistens mehrere Dinge zusammengekommen: Erbschaften, Eigenleistungen, Rücklagen. Man sollte immer alle Ressourcen der eigenen Situation betrachten. Es gibt Leute, die eine Abfindung auf ihr Konto gelegt haben und solche, die es als Stipendium für ein Studium nehmen oder als Existenzgründungsdarlehen für Ihren Traum.
Oft ist eine gute finanzielle Basis vorhanden. Menschen haben auch andere als materielle Bedürfnisse, nämlich nach Sinnfindung, nach Respekt, Einbezogensein, Würde. Es stellt sich also berechtigterweise auch die Frage:
Wie viel Energie stecke ich in den weiteren Aufbau meines Wohlstandes und wie viel Raum lasse ich meinen anderen Bedürfnissen?
Die Art, wie wir mit Geld umgehen, ist ein großes Thema unserer Zeit. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Deshalb ist es ungünstig, wenn Menschen selbst an jedem Cent knapsen und für ihre Arbeit sehr viel erwarten. Was wir geben, kommt zu uns zurück – nicht in Euro und Cent, sondern in derselben Haltung, die uns andere entgegenbringen. Wer selbst knausert, trifft auf Kunden, die knausern. Wer selbst fünfmal den Cent für eine Dienstleistung umdreht und trotzdem immer etwas daran auszusetzen hat, der bekommt solche Kunden oder einen solchen Chef. Das leuchtet doch jedem ein, oder? Bei anderen fällt uns das auf. Es gilt das Prinzip der Entsprechung: Wie oben, so unten. Wie innen, so außen. Mikrokosmos gleich Makrokosmos.
Freilich gibt es reiche Leute, die geizig sind. Ihnen fällt es besonders schwer, ihr Leben nicht von materiellen Dingen bestimmen zu lassen, sondern nach dem Wesentlichen im Leben auszurichten. Das Wesentliche ist für jeden anders, aber es ist immer etwas Immaterielles, beispielsweise Lebendigkeit, Aufrichtigkeit, Freiheit. Wer knausert, dem fällt es schwer, das richtige Maß zwischen Wohlstand und dem Wesentlichen zu finden. Um diesen Stoff drehen sich viele Geschichten weltweit, beispielsweise die berühmte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens mit dem einsamen Mr. Scrooge oder die Geschichte von Donald und Dagobert Duck.
Man sollte sich immer wieder von Neuem bewusst machen: Das Thema „finanziell flüssig sein“, hängt sehr mit der eigenen Einstellung zusammen. Geld ist nicht neutral, es lässt sich nicht ganz vom Menschen trennen. Der emotionale Bezug zu Geld zieht positive oder negative Erfahrungen nach sich. Deshalb ist es wichtiger als Berechnungen anzustellen, die eigene Einstellung zu Geld einmal gründlich zu reflektieren. Am besten nicht nur einmal, sondern immer wieder einmal.
- Wie gebe ich Geld aus (mit einem guten/schlechten Gefühl, mit Wertschätzung, mit Dankbarkeit, achtlos …)
- Wie nehme ich Geld an?
- Wie gehe ich mit Geld um (horten, sparen, mit vollen Händen ausgeben, es investieren …)
- Wann habe ich genug Geld (nie, im Moment, wenn ich xyz erreicht habe …)
Es ist sehr interessant, das bei anderen zu beobachten (und dann auch bei sich selbst) und einen Zusammenhang dazu herzustellen, ob jemand wirklich in einem umfassenden Sinn wohlhabend ist oder nicht. Es gibt auch finanziell gutgestellte Menschen, die sich absolut nicht wohlhabend fühlen.
Das Paradoxe an Reichtum ist nämlich, dass man erst auf entspannte Weise neues Geld anzieht, wenn man auf einer tieferen Ebene erkennt, dass das, was man damit erreichen will, auch ohne Geld haben kann.
Das war nun ein sehr ausführliches Kapitel, weil das Geldthema so viele Menschen darin ausbremst, ihren Wünschen zu folgen. Solange Sie noch am Anfang Ihres beruflichen Neuanfangs stehen, ist die innere Arbeit an Ihrer persönlichen Einstellung zu Geld viel wichtiger als alle Berechnungen, die Sie anstellen. Nehmen Sie die Gedanken und Impulse dieses Kapitels als wichtige Vorbereitung für die Zeit, wenn Ihre Träume konkret werden.